Presse-Information Greenpeace Frankfurt am Main vom 27.04.2021

KlimaGerechtUnterwegs für die Begrenzung der Erderwärmung

Am 21.04.2021 haben sich der Europäische Rat, das EU-Parlament und die EU-Kommission auf ein Klimagesetz geeinigt und dabei das vom EU-Parlament im Herbst 2020 beschlossene Reduktionsziel von Treibhausgasemissionen von 60% auf netto 55% gesenkt.
5% weniger in Europa ist ja nicht so viel Unterschied könnte man meinen, aber führende Klimaforscher wie Stefan Rahmstorf 1) und auch Greenpeace Deutschland Chef Martin Kaiser mahnen 55% als viel zu gering an, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen: „Um auf Linie mit dem 1,5 Grad-Ziel zu liegen, müsste die EU bis 2030 ihren Treibhausgasausstoß um 65 Prozent verringern, und zwar real. In dem Wort „netto“ steckt auch noch ein Rechentrick: Wälder und andere Senken werden rechnerisch von der realen fossilen Kohlendioxid-Reduktion abgezogen. Die Verminderung des tatsächlichen Ausstoßes klimaschädlicher Gase beträgt also sogar nur 52,8 Prozent.“ 2)

1) Stefan Rahmstorf (2020): Wie gut ist das neue Klimaziel der EU-Kommission?, in:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/eu-kommission-was-taugt-das-neue-klimaziel-a-f9578265-
ac73-4993-abc0-748d4051b510 (Abruf vom 22.04.2021).
2) Ortrun Sadik (2021): “Wir brauchen noch mehr Mut”. Interview mit Greenpeace-Geschäftsführer Martin
Kaiser zu Biden’s Klimagipfel und dem EU-Klimaziel, in: https://www.greenpeace.de/themen/klimakrise/wir-brauchen-noch-mehr-mut (Abruf vom 22.04.2021).

KlimaGerecht ist das nicht.

Doch was hat das, was dort in Brüssel entschieden wird, mit uns hier in Frankfurt zu tun? Was hat es mit mir zu tun? Weltweit müssen die Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden, um die globale Erderwärmung noch zu stoppen. Und darum kämpfen wir mit vielen weiteren Initiativen für eine Mobilitätswende auch in Frankfurt – und zwar JETZT!
Die Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors in Deutschland sind nach der Schätzung des Umweltbundesamts im Jahr 2020 um 11,4% zurückgegangen, doch „der Hauptteil dieser Minderung ist darauf zurückzuführen, dass während des ersten Lockdowns weniger Auto gefahren wurde, vor allem auf den langen Strecken.“ 3)
Betrachtet man die Zahlen der letzten Jahre und hierbei den Anteil der verschiedenen Sektoren, so fällt auf, dass der Anteil des Verkehrssektors real gestiegen ist: von ehemals 15,7% an den deutschen Treibhausgasemission im Jahre 2008 bis auf 20,3% 2019. Selbst im letzten Jahr, trotz des enormen Lockdown-bedingten Rückgangs, ist der Anteil nur auf 19,7%
zurückgegangen. Im Verkehrssektor besteht ein immenser Nachholbedarf, um selbst die zu niedrig gesteckten Ziele in den nächsten Jahren überhaupt erreichen zu können. Es wird nämlich nicht weniger Verkehr, sondern der PKW-Bestand und damit das Verkehrsaufkommen steigen weiterhin. 4)
2017 forderte Greenpeace in der vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie erstellten Studie „Verkehrswende für Deutschland. Der Weg zu CO2-freier Mobilität bis 2035“ deshalb:
– den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor einzuleiten → keine Zulassungen für Neuwagen ab 2025
– klimaschädliche Subventionen abzubauen und Anreize für nachhaltige Mobilität zu setzen
– die Energiewende zu beschleunigen
– ein Investitionsprogramm für nachhaltige Mobilität aufzulegen 5)

Doch was heißen diese Forderungen konkret für Frankfurt?

Greenpeace Frankfurt fordert:
– Frankfurt klimaneutral bis 2030
– den Fußverkehr und den Umweltverbund (Fuß, Rad, Bus + Bahnen) stärken
◦ Ausbau der Radinfrastruktur und Umsetzung des Radentscheids
◦ kostenloser ÖPNV
– Neuverteilung des öffentlichen Raums zwischen ALLEN Verkehrsteilnehmern
– Begegnungs- und Bewegungsorte für mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität schaffen
◦ Tempo 30 in der Innenstadt
◦ der Mainkai muss wieder autofrei werden

3) Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium (2021): Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7 Prozent, in: https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/treibhausgasemissionen-sinken-2020-um-87-prozent (Abruf vom 22.04.2021).
4) Statistisches Bundesamt (2020): Straßenverkehr: Dominanz des Autos ungebrochen, in:
https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Verkehr/Auto.html;jsessionid=B69920FC95F029AD4F219AD3
7D1B1208.live721 (Abruf vom 22.04.2021).
5) Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie (Hrsg.) (2017): Verkehrswende für Deutschland. Der Weg zu CO2-freier Mobilität bis 2035, S. 4.

Letztendlich geht es um einen Mehrwert für alle, für den Bürger vor Ort und für den globalen
Klimaschutz: sauberer, sicherer, lebenswerter.

Eigentlich ist es eine Win-Win-Situation für uns Menschen und noch dazu alternativlos. Deshalb fordern wir:
KlimaGerechtUnterwegs gegen die Erderwärmung und für uns alle!
Um den zukünftigen Koalitionären in Frankfurt deutlich zu machen, dass „Wegducken und Aussitzen“ nicht mehr gut genug ist, werden wir in den kommenden Wochen gemeinsam mit vielen anderen Initiativen unsere Forderungen für mehr Klimaschutz und eine Mobilitätswende in Frankfurt am Main auf der Internetseite „KlimaGerechtUnterwegs.de“ und in den sozialen Medien veröffentlichen. Dafür werden wir auch auf die Straße gehen!

Zuerst mit einer Großveranstaltung am 2. Mai 2021 unter dem Motto KlimaGerechtUnterwegs. Mobilitätswende JETZT!

Wer wir sind: Greenpeace Frankfurt am Main ist eine von vielen ehrenamtlichen Ortsgruppen von Greenpeace.
Als Teil dieser internationalen Umweltorganisation setzen wir uns für den Schutz der natürlichen
Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und für Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Mehr Infos auf www.greenpeace-frankfurt.de
Kontakt: Patrick Matheisl, presse@greenpeace-frankfurt.de , Mobil +49 (0) 157-71410751

KlimaGerechtUnterwegs
MOBILITÄTSWENDE JETZT